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Geld oder Leben. Wachstum braucht Finanzierung

Ganz so dramatisch ist es nun auch wieder nicht. Aber der Engpass „Liquidität“ kann durchaus über die Weiterentwicklung und den Niedergang eines Unternehmens entscheiden.

Holger Behrens ist früh dran: Schon im November hat der Inhaber einer Firma für Campingausrüstung seine Unternehmensplanung für das nächste Jahr fertig. Das ist auch gut so, denn er hat Großes vor: Ein neues Produkt ist marktreif und soll im kommenden Jahr eingeführt werden. Für die Produktion braucht die Firma eine neue Maschine – und dafür eine Finanzierung: 350.000 Euro. Und da auch jemand die neue Maschine bedienen muss, sollen zwei neue Mitarbeiter eingestellt werden. Und: Rohmaterial und Betriebsmittel werden auch noch gebraucht – insgesamt nochmal 50.000 Euro bis voraussichtlich der Breakeven erreicht ist. Stundenlang halt Holger Behrens seine Zahlen analysiert und gerechnet: Mehr als 100.000 Euro kann er aus Rücklagen und Cashflow nicht aufbringen – und dann ist auch wirklich nichts mehr da, um unvorhergesehene Entwicklung abzufangen. Was tun? Wenn das neue Produkt nicht im kommenden Jahr eingeführt wird, ist der Wettbewerbsvorsprung dahin, ein Jahr später ist vielleicht schon ein Konkurrent damit am Markt. Die fehlende Finanzierung ist für Holger Behrens aktuell die wichtigste Wachstumsbremse.

Neuer Standort – neue Finanzierung nötig

Martin Fischer will für seine Metallbaufirma eine neue Niederlassung eröffnen, um am neuen Standort weitere Kundengruppen zu erschließen. Für den Bau eines neuen Betriebsgebäudes, für die Ausstattung und für regionales Marketing braucht er zusätzliches Wachstumskapital in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Auch wenn die letzten Jahre richtig gut gelaufen sind: So viel hat er dann doch nicht verfügbar! Was tun? Ohne die Niederlassung kann das Unternehmen nicht mehr nennenswert weiter wachsen – die Zielgruppe am aktuellen Standort ist einfach nicht groß genug. Wenn die Finanzierung nicht klappt, ist sein Wachstums ausgebremst. 

Wachstum braucht Finanzierung

Sven Heitmann, Inhaber eines kunststoffverarbeitenden Betriebes hat vor einiger Zeit erfahren, dass ein wichtiger Wettbewerber sein Unternehmen aus Altersgründen verkaufen will – eine einmalige Chance, in eine Größe zu wachsen, die Heitmanns Unternehmen eine sichere Rendite für viele Jahre verspricht. Aber 5 Millionen Euro muss er schon aufbringen, um das andere Unternehmen zu erwerben – soviel gibt ihm seine Hausbank aber nicht. Was tun? Wenn die Finanzierung dieses Wachstumssprungs nicht gelingt, muss Sven Heitmann mit sinkenden Renditen rechnen.

Finanzierungsprobleme und fehlende Liquidität ist eine bedeutende Wachstumsbremse. Wachstum braucht in der Regel auch Finanzierung und nicht immer lassen sich die erforderlichen Mittel aus dem Unternehmen selbst generieren – manchmal ist das auch gar nicht sinnvoll. Dann muss Kapital aus anderen Quellen beschafft werden. 

Finanzierungsquelle: Liquidität im Unternehmen mobilisieren

Eine Finanzierungsquelle aus dem Unternehmen heraus ist oft ein stringentes Mahn- und Inkassowesen – häufig lässt sich hier ungenutzte Liquidität finden. Je nach Art und Höhe der gestellten Rechnungen kann ein Verkauf der Forderungen, das Factoring, möglich und sinnvoll sein. Gegen eine Gebühr bezahlt der Factoring-Dienstleister die Rechnungen sofort und erhält dann das Geld von den Kunden. So verbessert das Unternehmen seine Liquidität und kann zum Beispiel im Einkauf bessere Preise erzielen. Auch beim Wareneinkauf kann ein Dienstleister liquiditätsschonend eingesetzt werden, und zwar mit Hilfe des Finetradings: Der Dienstleister bezahlt den Lieferanten und erhält das Geld später vom Unternehmen.

Berechtigung zu Fördermitteln bei Finanzierungsfragen immer prüfen

Sollen neue Mitarbeiter eingestellt werden, lohnt sich zu prüfen, ob Lohnkosten- oder Einarbeitungszuschüsse und ähnliche Förderungen der Agentur für Arbeit ein Mittel zur Finanzierung sind. Überhaupt kann es sein, dass das Investitionsvorhaben zu Fördermitteln berechtigt ist, etwa zu Investitions- oder Ansiedlungszuschüssen.

Für die Finanzierung mit Fremdkapital ist natürlich die erste Anlaufstelle die Hausbank, die ja häufig auch gern bereit ist, die Weiterentwicklung ihrer Kunden zu unterstützen. Aber: die verschärften Kreditvergaberichtlinien (Stichwort: Basel III) haben den Banken die Kreditvergabe nicht leichter gemacht. In jedem Fall braucht die Bank aussagekräftige Unterlagen – über das geplante Vorhaben, aber auch über die Gesamtsituation des Unternehmens, über laufende Verpflichtungen und künftige Einnahmen. Und Sicherheiten sind auch erforderlich. Aber auch gute Unterlagen und Sicherheiten sind keine Garantie für eine Kreditzusage – oder wenn doch, dann nicht unbedingt in der gewünschten Höhe. Es lohnt sich aber, nach den staatlich vergünstigten Kreditprogrammen für die Finanzierung zu fragen. Nicht immer weisen die Banken von sich aus darauf hin, weil die Bedingungen nicht sehr vorteilhaft sind für die Banken – für die Unternehmen aber schon.

Beteiligungen als Quelle bankenunabhängiger Finanzierung

Wenn Bankenfinanzierung nicht zu bekommen ist oder nicht ausreicht oder zu allzu schlechten Bedingungen angeboten wird, ist die Suche nach einem Investor, also einer Beteiligung, eine weitere Möglichkeit: Sowohl vermögende Einzelpersonen, oft ebenfalls (ehemalige) Unternehmer, Family Offices als auch Beteiligungsgesellschaften sind stets auf der Suche nach interessanten Beteiligungsmöglichkeiten. Die Suche ist jedoch aufwändig, da sie alle ihre Spezialisierung, ihre Vorlieben und ihre eigenen Auswahlkriterien haben. Ohne die Unterstützung eines Beraters dürfte diese Suche schwierig sein. Auf jeden Fall sind für die Präsentation des Finanzierungsvorhabens bei Investoren und Beteiligungsgesellschaften aussagekräftige und attraktive Unterlagen erforderlich.

Und die Suche nach einem Investor und die im Erfolgsfall notwendigen Verhandlungen, Vertragsausarbeitungen und eventuell sogar gesellschaftsrechtlichen Veränderungen brauchen Zeit. Eine schnelle Lösung ist die Aufnahme eines Teilhabers nicht – und häufig auch nicht die gewünschte, denn viele Unternehmer möchten niemanden in ihrem Unternehmen haben, der ihnen „reinredet“ oder auch nur „mitredet“. Andererseits kann ein solcher unternehmerischer Gesprächspartner eine Unterstützung sein und ein tätiger Teilhaber kann nicht nur bei der Finanzierung helfen, sondern auch sonst durchaus ein Gewinn sein – wenn er ergänzende Fähigkeiten und Verbindungen mitbringt.

Fazit: Die Aussage „Ich brauche Finanzierung!“ zieht komplexe Überlegungen und Planungen nach sich und es ist nicht einfach, diese bedeutende Wachstumsbremse zu lösen – aber dringend nötig!